
Weihnachtskarten verschicken ist eine tolle Idee. Aber wer macht das noch? Man kann doch auch einfach eine kostenlose WhatsApp-Nachricht verteilen. Irgend jemand hat doch so ein Bild erstellt mit „Fohe Weinachten an meine libsten“ als Text. Klar, es sind Tippfehler drin, aber wen stört es denn schon. Die Nachricht kommt doch von einem guten Freund. Und der hat jetzt an mich gedacht, weil er mir die Nachricht geschickt hat. Da muss man darüber hinwegsehen, dass diese Nachricht von einem Unbekannten, vielleicht sogar mit mehr KI als Hirn, erstellt wurde. Die Tippfehler? Die bemerkt doch keiner. Die Nachricht kommt von Herzen und das zählt doch mehr als die Tippfehler des Unbekannten, der zu doof war, den Text zumindest mit einer Rechtschreibkorrektur zu erstellen, wenn sein eigenes Wissen um die deutsche Sprache schon versagt.
Diese Art der Kommunikation lässt uns langsam abstumpfen. Die Blödheit der zahlreichen Bilder, die mich im Laufe des zu Ende gehenden Jahres erreicht haben, ist stets dem Text und nicht dem Bild zu entnehmen. Ein schöner Wortwitz, humorvolle Bilder mit spaßigem Text, ein Zitat mit Wahrheitsgehalt oder Ironie. Es gibt so viele, schöne Nachrichten, die nicht als Text sondern als Bild geteilt werden. Und dann gibt es die dummen Tippfehler darin, die es dem Wissenden verbieten sollten, dieses Bild zu verbreiten. Sind die Teilenden zu ignorant, Schreib- und bzw. oder Grammatikfehler zu finden? Fehlt gar der Mut oder Stolz, die Sprache in ihrem Sein zu schützen?
Da gibt es aber auch noch die Alternative für weniger Kreative: Facebook bietet das „Anstubsen“ an. Eine kleine Idee mit großer Wirkung. Es ist eine tolle Erfindung um zu sehen, wer darauf reagiert. So sieht man auch, wer seine Zugangsdaten zu Facebook noch nutzt. Denn, sind wir mal ganz ehrlich: Die Aktivität auf FB war schon einmal größer und stärker. WhatsApp hat Facebook abgelöst. Im Status (jetzt: Aktuelles) wird gezeigt, was man gerade macht. Und den Messenger von Facebook nutzt man doch nur, wenn man die Handy-Nummer des Anderen nicht kennt. Denn sonst bekäme er eine Whats-App Nachricht.
Ich freue mich über jedes Anstupsen. Es ist schön, so ein Lebenszeichen zu erhalten. Und genauso freue ich mich über die Freunde und Kontakte, mit denen ich über Facebook verbunden bin. Es sind alles Begleiter oder Begegnungen aus meinem Leben. Darum ist die Zahl meiner Freunde auch nicht vier- oder mehrstellig. Ich bin stolz auf Euch
und bleibe hier erhalten. Auch wenn ich nicht mehr so aktiv bin.
Wofür Ihr Euch entscheidet, überlasse ich jedem selbst. Ein schönes selbst erstelltes Weihnachtsbild, das dann mit allen geteilt wird, die einem etwas bedeuten, erfreut den Empfänger. Eine persönlich geschriebene Nachricht, bestenfalls sogar per Post verschickt, trifft nicht nur das Auge, sondern auch das Herz. Und das banal wirkende „Anstubsen“ zeigt zumindest, dass der Empfänger nicht „aus den Augen verloren“ ist. Es gibt sich noch – den Absender und den Empfänger des Anstubsers.
Nur macht einen Fehler nicht, den alle hassen: Leitet keine Bilder mit Nachrichten weiter, deren Text eine geistige Inkompetenz erkennen lässt. Dummheit ist ein Besitz, den zu teilen ihn nur vergrößert. Und darauf ist mit Sicherheit niemand stolz – nicht einmal der Absender.